Die Band - von links nach rechts:

Warum spielt bloß kein Mensch mehr Mundharmonika? Und wieso hängen Gitarren so oft auf Kniehöhe und werden nur zu Achteln stumpf geschrammelt? „Ich versteh’ das einfach nicht“, sagt Max Kretzenbacher, „keiner macht mehr was rhythmisch Ausgefallenes, kaum wird man mal noch richtig überrascht. Und keine Band spielt auf ihren Konzerten noch Musik, die sie nie vorher gespielt hat.“ Das ist zwar grundsätzlich leider wahr, stimmt aber zum Glück nicht immer. Was der Hamburger eigentlich ziemlich genau wissen müsste, denn seine eigene Band geht ja mit gutem Beispiel voran.

Weshalb Maks & The Minors auch so ihre kleineren Probleme beim Formatradio haben, „da heißt es immer“, weiß der Songwriter, Sänger und Gitarrist zu berichten, „wir hätten keinen roten Faden. Komischerweise sehen das die Besucher unserer Konzerte wohl ein bisschen anders, und das sind eigentlich ganz normale Menschen, die gehören keiner bislang unbekannten Spezies an.“

Vielfalt heißt das Programm von Maks & The Minors, ohne dass daraus je ein großkopfertes Konzept gestrickt worden wäre. „Das war bei uns einfach immer da“, sagt Max, „auf eine Polka kann natürlich Gitarrenrock folgen. Ich höre ja auch gern mal Tom Waits und danach Aerosmith und dann Brahms.“ Sein Bandkollege Artjom Feldtser, gebürtiger Russe, nickt, „ich habe aus meinem Land nicht viel mitbringen müssen in diese Band, es war ja schon alles da.“

Alles und noch viel mehr, wie es angesichts des zweiten Albums „Good Morning, Samsara“ scheint. Das klingt mit seiner wilden Melange aus Rock und Polka, Punk und Folk, Pop und Balladenseligkeit zuweilen wie ein Sampler zum Thema „was geht sonst noch“, eingespielt von einem halben Dutzend talentierter Bands. Mindestens. Woran die leicht unkonventionelle Arbeitsweise des Quintetts keineswegs unschuldig ist: „Wir erproben neue Stücke immer zuerst auf Tour“, so Feldtser, „bevor wir mit ihnen ins Studio gehen.

Dort entstehen dann jene Versionen, die wir sozusagen als Referenz benutzen. Obwohl ich etwa auf ‚160db Silence’ einen Bass spiele, den ich so heute nicht mehr spielen würde.“ „“Was??“, sagt Max, „na gut, halten wir also fest: Der Bassist hält sich nicht an die Regeln.“ Dann lacht auch er, „nein, es ist schlicht so: Wir spielen einen Song so lange, bis er uns allen echt gefällt.“ Zumeist geht es dem Publikum dann übrigens ähnlich.

Ihre Konzertbesucher sind Maks & The Minors ohnehin enorm wichtig, „wir sind einfach eine Liveband, da liegen ganz klar unsere größten Qualitäten“, wie Schlagzeuger Niki Schliebs sagt. „Deshalb wurde das neue Album auch beinahe live eingespielt, bloß ohne Publikum“, wie Feldtser sagt, „wir bieten dabei sogar der Musik-Polizei ein paar Leckereien. Wir haben Fender Rhodes und superalte Verstärker benutzt, auch Vintage-Mikrofone, eine Bandmaschine, keinen digitalen Echohall, wir haben auf 24 Spuren analog aufgenommen und auf Keyboards zugunsten eines alten Pianos komplett verzichtet.“

Das ist dem erfreulich kuriosen Album deutlich anzuhören und dürfte Fans der Old School begeistern – nach Nostalgie allerdings klingt das Ergebnis trotzdem niemals. „Wir sind zwar das Etikett ‚junge, aufstrebende Band’ echt leid“, so Max, „aber uns ist es trotzdem wichtig, hier keinen Sound unserer Großväter wieder auferstehen lassen zu wollen. Wir sind Mitte 20, und das darf auch gerne jeder hören.“

Verhehlen lässt es sich ja ohnehin nicht. Maks & The Minors offerieren einen rüden, dem Amusement und Entertainment ihrer Hörer verpflichteten Sound, den sie zudem, anders als noch beim von Ken Hensley (Uriah Heep) produzierten Debüt, beim im Alleingang eingespielten „Good Morning, Samsara“ zu ungeschliffener Perfektion entwickeln. „Das Schlimmste“, sagt Max, „was einem Songwriter passieren kann, ist doch dies: Die Bandkollegen sagen einem, dass ein neuer Song verdammt so klingt wie der letzte oder vorletzte.“ Dieser Falle sind Maks & The Minors mit ihrem neuen Album souverän entkommen. Wir empfehlen: CD einlegen, Tanzschuhe anziehen und los geht’s.